
Deutsches Epilepsiezentrum für Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche mit Epilepsie werden an unserem Zentrum bedarfsgerecht ambulant und/oder stationär behandelt. Sie profitieren dabei von unserer weitreichenden klinischen und wissenschaftlichen Expertise und allen Vorteilen und Möglichkeiten der Charité als eine der bedeutendsten Universitätskliniken.
Unser Angebot gilt allen Kindern und Jugendlichen mit Epilepsien, insbesondere auch denen mit therapieschweren Epilepsien. Als Zentrum der Maximalversorgung stehen wir mit unserem Team auch für die Behandlung von Notfällen, für Akutverlegungen und für Zweitmeinungen zu Diagnostik und Behandlung zur Verfügung.
Wir bieten modernste Diagnostikmöglichkeiten an und eine umfassende und persönlich angepasste Behandlung von medikamentöser Therapie über Ernährungsformen bis zur Epilepsiechirurgie. Damit verfolgen wir das Ziel der Anfallsfreiheit, der positiven kindlichen Entwicklung und der maximalen Lebensqualität von Kindern, Jugendlichen und deren Familien. Wir begleiten Sie ambulant wie stationär mit unserem interdisziplinären und multiprofessionellen Team.
Unser Team ist für die Gesundheit Ihres Kindes da!

Epilepsie, was ist das?
Bei Ihrem Kind oder Jugendlichen wurde die Diagnose ‚Epilepsie‘ gestellt? Mit dieser Diagnose sind Sie nicht alleine, denn eine Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Sie kann in jedem Alter auftreten, beginnt aber am häufigsten in den ersten Lebensmonaten und dann wieder jenseits des Rentenalters. Die lebenslange Auftretenswahrscheinlichkeit (Prävalenz) einer Epilepsie liegt bei 3-4%. Somit wird statistisch gesehen bei einem von 26 Individuen irgendwann im Leben die Diagnose einer Epilepsie gestellt.
Das häufigste Symptom einer Epilepsie ist ein epileptischer Anfall, bei dem es zu einer synchronen Massenentladung von Nervenzellen im Gehirn kommt. Art, Ausprägung und Dauer eines Anfalls können sehr unterschiedlich sein. Manche Kinder reagieren wenige Sekunden nicht auf Ihre Umwelt, andere haben eine langanhaltende Bewusstlosigkeit, zeigen Verhaltensstörungen, beschreiben Empfindungen, Erbrechen, verlieren die Kontrolle über ihre Körperspannung und/oder zeigen unwillkürliche Körperbewegungen wie Zuckungen.
Mit den heute zur Verfügung stehenden Therapiemethoden werden etwa drei von vier Epilepsiepatienten anfallsfrei, aber es besteht das Risiko, dass epileptische Anfälle die Entwicklung von Kindern beeinträchtigen, dass Verhaltensstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen und Lernschwierigkeiten auftreten. Je früher die Epilepsie im Leben beginnt und je länger epileptische Anfälle anhalten, desto höher ist das Risiko für eine kognitive Entwicklungsstörung. Unter bestimmten Bedingungen können epileptische Anfälle mit Verletzungen einhergehen und sogar tödlich enden. Darüber hinaus kann eine Epilepsie auch belastend für die ganze Familie sein.
Epilepsie ist keine einheitliche Erkrankung, vielmehr verbergen sich unter diesem ‚Regenschirmbegriff‘ eine große Menge an unterschiedlichen Ursachen. Im Kindesalter sind insbesondere genetische Ursachen, durch ‚Sauerstoffmangel‘, Infektionen, Infarkte, Blutungen oder Traumata entstandene Hirnschäden und Hirntumore zu nennen. Stoffwechselentgleisungen, Vergiftungen oder Drogenabusus können Gelegenheitsanfälle auslösen.
Wie wird eine Epilepsie diagnostiziert?
Die Diagnose Epilepsie wird gestellt, wenn mindestens ein epileptischer Anfall aufgetreten ist und die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Anfall sehr hoch eingeschätzt wird. Die frühere Definition nach der eine Epilepsie erst nach mindestens zwei epileptischen Anfällen gestellt werden durfte wurde wegen in Einzelfällen bestehender Notwendigkeit einer Behandlung bereits nach einem Anfall verlassen.
Die Anamnese ist bei der Diagnose entscheidend. Oft folgen epileptische Anfälle demselben Muster, und bei deren Einordung sind Beschreibungen von Bezugspersonen und Videoaufzeichnungen zentral. Als Eckpfeiler der apparativen Diagnostik stehen insbesondere Elektroenzephalographie (EEG), radiologische Untersuchungstechniken und Laboruntersuchungen zur Verfügung. Meist werden in der Routine-EEG-Untersuchung bereits typische und für eine Epilepsie sprechende Befunde sichtbar, manchmal sind ergänzend Schlaf-EEG-Ableitungen, Video-EEG-Oberflächenmonitoring und/oder invasives Video-EEG-Monitoring notwendig. Zur Ursachenabklärung ist in den meisten Fällen eine hochauflösende Magnetresonanztomografie (MRT) des Kopfes indiziert. Hier steht die Frage nach einer strukturellen Veränderung des Gehirns als Ursache für die Epilepsie im Vordergrund. Je nach individueller Konstellation sollten Laborwerte aus Blut, Urin und Nervenwasser bestimmt und die Diagnostik auf andere Organsysteme ausgeweitet werden. Häufig ist die Ursache einer Epilepsie schnell gefunden, manchmal ist es aber ein längerer Prozess.
Wie wird eine Epilepsie behandelt?
Für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Epilepsie stehen die drei großen Therapiepfeiler medikamentöse Therapie, Ernährungsformen und Epilepsiechirurgie zur Verfügung.
Meist wird mit einer ambulant eingeleiteten, medikamentösen Therapie mit sogenannten Antikonvulsiva (Synonym Antiepileptika) begonnen, die das Auftreten von Anfällen unterdrücken soll. Art und Dosierung eines Antikonvulsivums werden vom behandelnden Arzt so gewählt, dass das Medikament möglichst gut vor Anfällen schützt und keine oder nur geringe Nebenwirkungen verursacht. Eine vertrauensvolle Patient- und Bezugspersonen-Arzt-Beziehung ist eine wesentliche Grundlage für eine erfolgreiche Therapie. Medikamentennebenwirkungen sollten offen angesprochen werden.
Bei circa zwei Drittel der Betroffenen ist eine medikamentöse Therapie mit einem oder zwei Präparaten erfolgreich. Wenn zwei Antikonvulsiva nicht zur Anfallsfreiheit geführt haben spricht man von einer therapieschweren oder therapieresistenten Epilepsie. Dann liegt die Chance auf Anfallsfreiheit durch die Gabe eines weiteren Antikonvulsivums unter 5%. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte ein Kind oder ein Jugendlicher in einem Epilepsiezentrum mit ausgewiesener Epilepsiechirurgie-Expertise vorgestellt werden.
Ergänzend können spezielle Ernährungsformen wie die ketogene Diät, die modifizierte Atkins Diät oder die Low-Glycemic-Index-Diät eingeleitet werden. Diese Diäten zielen auf eine Umstellung des Energiestoffwechsels und keineswegs auf eine Gewichtreduktion. Eine solche Behandlung sollte nur leitliniengerecht, unter ärztlicher und ernährungstherapeutischer Überwachung erfolgen.
Alle Kinder und Jugendlichen mit therapieschweren Epilepsien sollten hinsichtlich der Möglichkeit einer epilepsiechirurgischen Operation evaluiert werden. Eine solche Operation ist die einzige Möglichkeit, eine Epilepsie zu heilen und hat eine durchschnittliche Chance auf Anfallsfreiheit von ca. 70%. Leider gelingt die genaue Lokalisation anfallsauslösenden Areale im Gehirn nur bei ca. 10% der Patienten mit therapieschweren Epilepsien. Nur für diese Patienten ist die kurative Epilepsiechirurgie eine Chance auf Anfallsfreiheit. Bei weiteren Patienten kann bei einer sehr belastenden Anfallssituation eine palliative Operation erwogen werden bei der das Ziel eine Reduktion von Anfällen darstellt. Auch die Implantation eines Hirnschrittmachers (sogenannte Vagusnervstimulation) kann die Anfallssituation positiv beeinflussen.